Sven Holger Philippsen – Barockcello

Italien und Frankreich – die europäischen Nachbarn gelangten nicht zuletzt durch ihre sich gleichende,
freizügige und ausschweifende Lebensart zu Weltruhm: Esskultur, Mode, Design und Kunst werden bis heute
überall vollmundig gepriesen.
Im Barockzeitalter wiederum dienten beide Länder unabhängig voneinander und mit ihren jeweils ganz
eigenen und oft konträren musikästhetischen Besonderheiten als Hochburgen des Musikgeschehens: Typisch
für den italienischen Barock ist die große, oft pathetische Gestik, die dem Interpreten viel Raum zum
persönlichen Ausdruck lässt und ihn insofern in den zentralen Mittelpunkt und Genius der Aufführungen
stellt. Demgegenüber, grundlegend beeinflusst durch die Entstehung des Balletts am französischen
Königshof, zeichnet sich die französische Barockmusik durch ihre typische, klar reglementierte Ornamentik
und eine emotionale Zurückhaltung aus, die als Raffinesse wahrgenommen werden kann. Die
Gegenüberstellung dieser zwei gleichermaßen hochspannenden Stile soll daher Zentrum des heutigen
Konzertprogramms sein. So kommen die Zuhörerinnen und Zuhörer in den Genuss der italienischen dolce
vita und des französischen bon goût.